Sonntag, 20. Juni 2010

Was ist der Sinn des Lebens?

Eine hoch philosophische Frage, ich weiß. Hier und jetzt meine ich sie aber sehr pragmatisch und lebensnah. Was ist der Sinn, oder anders formuliert: was gibt uns Tag für Tag das Gefühl, unser Leben heute nicht vergessen zu haben?
Ich finde den Anspruch an uns recht hoch. Freitag noch bei einer Hochzeit von der Standesbeamtin gehört: Vergessen Sie nicht, ihr Leben täglich zu genießen, Sie haben nur diese eine Chance.
So wahr, so richtig. Aber wie?
Bei mir heißt das: Ich bin gesund, habe 2 gesunde Kinder und wir verstehen uns sehr gut. Das Konto ist zwar momentan leer, aber ich weiß, dass es sich wieder füllen wird. Ich hab ein schönes Haus, das Wohnzimmer ist frisch renoviert und einfach toll geworden. Ich habe eine Beruf, in dem ich täglich den schwächsten und verletztlichsten helfe.
Und dennoch ist da diese Leere, dieses Gefühl, dass etwas wichtiges immer noch nicht bei mir angekommen ist. Ich bin immernoch in der Warteschleife. Es gibt tolle Momente, aber die sind so flüchtig.
Den Trost und die Verheißung früherer Jahrhunderte, den die Menschen damals in der Religion gefunden haben, finde ich dort leider nicht.
Eine schnelle Antwort wäre: Die Liebe fehlt. Aber ist es so einfach?
Auch wenn man seinen Traumpartner hat, fühlt sich das dann wirklich auch nach den ersten Jahren noch so an? Ich höre immer wieder, dass auch da der Lack gehörig bröckelt. Aber vielleicht bleibt dann eine andere, eine tiefere Verbundenheit?

Wie ist das bei Euch? Was gibt euch das Gefühl, einen Tag eures Lebens wirklich genutzt und nicht vergeudet zu haben?
LadylikeKandis - 20. Jun, 12:09

ohne dich...

jetzt irgendwie angreifen zu wollen, aber dir scheint es einfach zu gut zu gehen.

für mich gibt es keinen wirklichen sinn des lebens.
wir sollten dankbar sein, wenn wir und unsere familien gesund sind, wenn wir ein dach über den kopf haben und genug zu essen.

meistens wird uns das immer erst bewusst, wenn etwas aussergewöhnliches passiert, wenn unsere langeweile in sorge und trauer wechselt, dann denkst du plötzlich, scheiße, noch vor ein paar tagen habe ich mir gedanken über dinge gemacht, die jetzt gerade so sinnlos und banal erscheinen.

ich wünsche dir noch einen schönen sonntag
kandis

DieSuechtige - 20. Jun, 14:32

Ja und Nein.
Von den Grundgedanken her sehe ich es so wie Du, ich müsste genug Gründe haben, um zufrieden zu sein, deswegen habe ich auch in meinen Gedankengängen nur diese aufgeführt. Für die Gegenseite hätte ich allerdings auch hinreichend viele.
Auch aktuelle, größere Katastrophen. Das langsame Sterben auf Raten meines Vaters, der für mich einziges Familienbindeglied ist, aktuell enormer beruflicher Druck, fehlende Freundschaften, reichlich private Wirrungen - dazu eine Lebensgeschichte, in der ich all das erfahren habe, was mich bei meinen traumatisierten Patienten heute so authentisch macht. Ich weiß aus eigenem Erleben, wie es sich anfühlt, was sie erlebt haben, von fast allen Geschichten.

Aber funktioniert es denn wirklich so, ein Gegenrechnen von guten Dingen gegen Katastrophen, die diese kostbarer erscheinen lassen? Ist Glück = die Abwesenheit von Unglück?
Ich behaupte, dass es so nicht funktioniert. Das der Gedanke, das Leben heute nicht genug oder doch hinreichend geschätzt zu haben sich nicht durch positiv und negativ - Listen errechnen, begründen oder gar einfordern lässt.

Ob ich nun auf hohem Niveau jammere oder zu Recht kann dabei doch vermutlich nicht allein entscheidend sein, sonst könnte ich es ja abstellen, oder? Ich bin seit Jahren damit beschäftigt, dies so ehrlich wie möglich zu reflektieren und bemühe mich ehrlich, mehr Positives zu schätzen - und dennoch gelingt es mir nicht gut genug.
Was also machen die Menschen, denen es gelingt, anders? Was haben die anderes? Andere Ressourcen, andere Lebensgeschichten? Mehr Glück in der Liebe?

Daraus resultiert dann die einzig wahre Frage: Habe ich überhaupt eine Chance?
ludger albrecht - 22. Jun, 12:24

immer neu

ich denke, jeder kann den Sinn für sich immer neu finden. Es ist etwas Dynamisches, nichts Endgültiges. Das ist auch das Problem der Religionen. Sie verkaufen uns etwas als Lebenssinn, was tausende Jahre alt ist und einfach nicht mehr in unsere Realität passt. Klar, manche machen es sich passend. Aber da liegt die Krux dann noch mehr, wie auch in der Beziehung. Man gibt sich zufrieden, auch weil die Spannung, die Neugierde mit Anstrengung verbunden ist.
Glücklich sind sicher besonders jene, die körperlich, wie geistig aktiv bleiben. Erhebt keinen Anspruch auf absolute Gültigkeit, ist aber denke ich der Weg zur Erkenntis :O)

timanfaya - 25. Jun, 10:58

... das lächeln meines 8 monate alten sohnes wenn ich nach hause komme - und die erzählung meiner frau, was am tag mal wieder alles für wilde abenteuer stattgefunden haben. (o;

ich habe noch nie einen tag vergeudet. alles hat seinen sinn.

romeomikezulu - 25. Jun, 12:36

Es gibt Keinen.

Der einzige Sinn Deiner Existenz ist es, etwas zu tun, dass Dich zufrieden stellt, es heißt ja nicht umsonst
"Überlege, was Dich glücklich macht. Dem gehe nach."
Keinesfalls ist Glück die Abwesenheit von Unglück!

Vielleicht musst Du Dich auch mal trauen, Dir selbst unangenehme Fragen zu stellen:
Bin ich wirklich mit meiner "großen Liebe" zusammen?
Stehe ich vielleicht insgeheim auf Dinge, die ich bisher nie auszusprechen (und daher auszuleben) gewagt habe?
Welchen zeitlichen Anteil haben die "Pflichtelemente" an meinem Tagesablauf?...

Der Weg in die richtige Richtung führt immer über eine unbequeme Strasse... ;-) Dafür wünsche ich Dir viel Glück.
Und Kraft für den Anfang - hinterher kommt sie von ganz alleine.

bonanzaMARGOT - 25. Jun, 16:33

ich denke, dass es mehr ums überleben geht, als um ein möglichst sinnvolles leben. mit sinn können wir ganz unterschiedlich unser leben füllen: mit religion, familie, beruf, liebe, sport, kunst, politik, philosophie, wissenschaft ... für mich ergibt etwas immer dann sinn, wenn wir leidenschaft hineinstecken; da ist es egal, ob man briefmarken sammelt oder auf den mount everest steigt.
sinnig für mich ist auch, wenn ich mich möglichst frei fühle, also nicht von zu viel alltagssorgen und ängsten eingeengt werde. aber natürlich gibt es kein leben ohne diese ängste und eine gewisse getriebenheit. wir haben sehnsüchte und träume, denen wir uns entgegenstrecken ... dazu gehört auch oder vorallem die liebe.
mit dem sinn ist es vielleicht wie mit der liebe: man muss ihn für sich immer wieder entdecken. es gibt dafür kein rezept. doch glaube ich, dass bescheidenheit und eine lebenszufriedenheit eine gute grundlage sind.
im alter werden wir vielleicht etwas ruhiger, und die getriebenheit lässt nach. ich hoffe es. denn ich mag nicht immer "achterbahn".

die tage, die ich vergeudet habe, kann ich gar nicht zählen. aber was heißt das schon? diogenes legte sich in eine tonne und war damit zufrieden. es ist vielleicht der typische leistungsblickwinkel, aus dem wir in unserer gesellschaft das leben betrachten. alles soll irgendwie wertig sein ..., aber ist es nicht wert genug, einfach nur da zu sein?

ludger albrecht - 28. Jun, 13:32

kinder

schreibst Du nicht irgendwo, Du hast zwei Kinder? (mit dem besagten Mann?) Und wer anders schreibt, für ihn sei dies genau der SInn des Lebens. Dem kann ich nur zustimmen. Egal wieviel Stress es mit Kindern auch sein kann. Es gibt Momente mit ihnen, die sind unübertrefflich und in diesen Momenten würde ich meinem Vorredner uneingeschränkt zustimmen. Sie machen den Sinn des Lebens mit aus. Aber sicher ist die Wirkung dieser Momente auch abhängig von den Rahmenbedingungen. Sind es Wunschkinder mit dem Wunschpartner? Bei mir ist das der Fall, daher kann ich nicht beurteilen ob es auf alle die gleiche Wirkung hat und die Kinder alleine als Sinn des Lebens zu betrachten, halte ich auch für problematisch. Wer seinen Lebsnsinn darauf fixiert, wird nach dem Auszug derselben erst recht in ein tiefes Loch fallen.
DieSuechtige - 28. Jun, 14:58

Ja, ich habe 2 prächtige Kinder. Nicht von besagtem Mann, sondern von dem, mit dem ich einmal verheiratet war.
Meine Kinder sind sicherlich ein Sinn in meinem Leben, aber mit großen Schritten dabei, flügge zu werden. Noch jung genug, mir noch ein wenig erhalten zu bleiben, aber alt genug, in ihren Autonomiebestrebungen durch mich Unterstützung zu verdienen.
In jedem Fall verdienen sie es, dass ihre Mutter den Sinn ihres Lebens nicht ausschließlich über sie definiert - mit den Auswüchsen dessen, wenn das nicht gut zu trennen ist, habe ich es oft genug beruflich zu tun...

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Mein Lesestoff

Musikliste



Melody Gardot
Worrisome Heart

Aktuelle Beiträge

Drahtseilakt ins Leben
Tür weit auf, schon 1 Schritt durchgegangen, aber Tür...
DieSuechtige - 12. Mär, 22:38
Gefühlsmix
Zunächst war es "nur" ein Aufbruch in eine neue/alte...
DieSuechtige - 1. Mär, 23:59
da drück ich dir die...
da drück ich dir die daumen.
bonanzaMARGOT - 5. Feb, 11:31
ich wünsche viel glück;-))
ich wünsche viel glück;-))
LadylikeKandis - 2. Feb, 19:49
">
">
DieSuechtige - 2. Feb, 19:46

Suche

 

Status

Online seit 5260 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 12. Mär, 22:38

Web Counter-Modul


Das Tosen in mir
die Eier legende Wollmilchsau
Freundschaften
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren