Samstag, 12. Juni 2010

Wie erklärt man Realitäten?

In meinem Beruf jongliere ich zwischen dem, was ich nach bestem Wissen und Fachwissen vogeben muss und dem, was die Menschen aus ihrer eigenen Realität mitbringen. Ich muss eine Wahrheit vorgeben, die andere jedoch annehmen und integrieren.
Manchmal gibt es jene Gespräche, in denen dies schier unvereinbar scheint. Wenn die, die ich wirklich überzeugen muss und nicht nur überreden, sich in Welten bewegen, die nicht überzeugbar sind.
Mit bliebe immer ein letzter Schritt des Zwanges, jedoch um den hohen Preis, dass ich mir eine isolierte, kontrollierte Situation schaffe, die jedoch nicht dauerhaft tragfähig sein kann.
Gestern hatte ich wieder so ein Gespräch. Anstrengend, langwierig.
Dennoch für den Moment erfolgreich. Manchesmal war ich kurz davor, abzubrechen und den juristischen Weg zu gehen, letztlich war das dann doch nicht notwendig. Zunächst. Es werde noch viele dieser Gespräche folgen, das ist mir klar.
Und auch wenn ich fachlich felsenfest sicher bin, so frage ich mich doch manchmal, ob ich deshalb auch weiß, womit sich diese Menschen langfristig besser fühlen. Mit einem sortierten realitätsbezogenen Leben, vermutlich jedoch getrennt voneinander und hadernd, oder jeder Realität entrückt, darin aber glücklich?
Nein, wenn ich dies so schreibe fühle ich ganz deutlich wieder die Not dieser Personen, die auch die letzten Tage spürbar war. Sie sind so nicht glücklich.
Aber es zehrt an mir, ich nehme es mit nach Hause ins freie Wochenende, es hält mich davon ab, Brötchen zu holen, weil ich es vorher bloggen "muss". Dennoch bin ich froh, heutzutage und für diese Altersklasse so arbeiten zu können. Früher oder woanders wäre nicht so lange geredet worden. Man hätte gehandelt und hinterher erklärt. Und ich bin froh, dass ich anscheinend emphatisch genug bin, um auch in diesen Grenzsituationen Sicherheit und Vertrauen zu vermitteln.
Helfersyndrom? Ja
Auf Kosten meiner Kräfte? Ja
Aus voller Überzeugung? Ja!
bonanzaMARGOT - 12. Jun, 11:18

klingt schwierig - um mich konkreter dazu zu äußern, müsste ich allerdings wissen, was für eine tätigkeit das ist, die du beruflich ausübst.

DieSuechtige - 12. Jun, 17:54

Nun, grob gleiche Branche wie Du, entgegengesetzte Altersklasse und ich muss letztlich die Entscheidungen treffen und verantworten...
bonanzaMARGOT - 13. Jun, 09:39

Erziehung? Jungendamt?
miandres - 12. Jun, 18:17

Was genau ist jetzt die Frage?

Du schreibst doch wie Du es machst und warum Du es nicht anders machst.
Was gibt es da noch zu klären?

Mir scheint eher das Du gerne mal ein Schulterklopfen abstauben möchtest, für eine Sache die einem Gegenüber nicht wirklich gut gefällt.

Schulterklopfend,
der Micha

... und? Gehts nun besser?

DieSuechtige - 13. Jun, 01:39

Mir scheint, Du hast meine Absicht falsch verstanden. Ich blogge von einem Fall, der mir nachhängt, so wie ich üblicherweise meinem Partner davon berichten würde - wenn er die Dimensionen denn erfassen könnte. Nicht für eine bestimmte Reaktion. Einfach nur so.
Ein Schulterklopfen wäre unangemessen, denn der Preis dieser Familie ist hoch, so oder so.
miandres - 13. Jun, 09:23

Wenn das Deine wahre Absicht war (auch die unterbewusste), dann betrachte meinen Kommentar darauf als Fehleinschätzung meinerseits.

Was mir aber auffällt ist Dein Schreibstil, der grosse Unzufriedenheit mit Deiner "Lösung" für diese Familie, bei Dir auslösst.
Scheinbar ist eine menschlichere Lösung Arbeitgebertechnisch, gesetzlich und/oder Situationsbedingt nicht zu erreichen.
In diesem Falle, so Du denn wirklich den bestmöglichsten Weg gewählt hast, mache ich mit Dir einen (virtuellen) Spaziergang durch den Wald und komme mit Dir gemeinsam ein wenig zur Ruhe, in dem wir "nur" langsam gehen.

Ruhigere Zeiten und neue Kraft wünschend,
der Micha
DieSuechtige - 13. Jun, 12:36

Ja, der virtuelle Spaziergang durch den Wald ist eine gute Idee. So war es gemeint, auch unterbewusst. Ich bin zwar mit der Zwischenlösung "zufrieden", aber ich weiß auch, dass die Familie mit einer beschissenen chronischen Erkrankung wird leben müssen und ich befürchte, dass nicht jedes Familienmitgleid die Ressourcen hat, damit so umzugehen, wie ich es ihnen wünschen würde. Es gibt einfach Diagnosen, die keine Zufriedenheit im großen Sinne erlauben.

Mir ist das bewusst, ich kann fachlich damit umgehen, emphatisch auch. Aber mir fehlt manchmal der Austausch darüber, der über fachliche Teamgespräche hinausgeht...

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